Quelle: Potsdamer
neuste Nachrichten, Tobias Reichelt, 19.03.2011
Von Tobias Reichelt
Christina Rennpferd betreibt mit Erfolg einen Dorfladen in
Schenkenhorst
Stahnsdorf - Zufrieden tritt Günter Waltemade mit seiner
Einkaufskiste aus Christina Rennpferds Dorfladen. „Dit is schön“, freut sich
der Rentner. Acht Pakete Eier stapeln sich in seiner Kiste. „Die schmecken so
gut“, sagt er und verdreht die Augen. „Das reicht für die nächsten zwei
Wochen“, ruft Waltemades Frau Charlotte hinüber. Schnell greift sie noch zu
einem Strauß frischer Blumen. „Es muss sich doch lohnen, wenn wir hier
herfahren“, sagt sie. Und das hat es.
Seit fünf Jahren betreibt Christina Rennpferd ihren Dorfladen
„Saftoase“ im Stahnsdorfer Ortsteil Schenkenhorst. Im Gegensatz zu anderen
Dorfläden, die um ihre Existenz kämpfen oder schon vor Jahren aufgegeben haben,
floriert ihr Geschäft. Mittlerweile kommen viele Kunden, so wie das Ehepaar
Waltemade, von weiter weg. Das vermeintlich Geheimrezept: Angeboten werden nur
frische, regionale Produkte – Gurken aus Glindow, Honig aus Kleinmachnow,
Blumen aus Rehbrücke und Eier von den 70 Hühnern auf Rennpferds Hof, gefüttert
nur mit Grünzeug und Mais.
„Vormittags ist hier immer Betrieb“, sagt Christina Rennpferd
und streicht sich während einer der seltenen Pausen ein paar blonde
Haarsträhnen aus dem Gesicht. Lange hält es die quirlige 46-Jährige nicht auf
dem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch aus. Der Rentner Peter Reichlmaier sucht
klaren Apfelsaft. Mit einem gezielten Griff zieht ihm Christina Rennpferd die
richtige Flasche aus einer der in meterlangen Stapeln aufgebauten Saftkisten
hervor. „Ohne die Saftkunden könnte ich das Geschäft nicht halten“, sagt
Rennpferd. 20 Sorten hat sie im Sortiment – und mit Saft fing alles an.
In einer Garage auf dem Familienhof in Schenkenhorst hatte
sie die „Saftoase“ einst als Obst-Annahmestelle eröffnet. Gärtner der Region
sollten ihre Äpfel, Birnen oder sonstigen Früchte bei ihr abgeben, um sie gegen
frischen Saft aus der Mosterei einzutauschen.
Peter Reichlmaier ist einer von Rennpferds Stammkunden: „Die
ganze Familie trinkt vom Saft“, erzählt der Teltower. Insgesamt 85 Kilo Äpfel
haben seine drei Bäume im Garten im vergangenen Jahr eingebracht. In
Schenkenhorst bekam er für je 1,5 Kilo seiner Äpfel einen Liter Saft. Stück für
Stück löst er seine Gutscheine nun ein. Den Saft trinken Reichlmaier und seine
Familie über den Winter. „Das schmeckt allen“, sagt er und zieht mit vier
vollen Saftkisten von dannen.
Schon im ersten Jahr der „Saftoase“ merkte Christina
Rennpferd, dass ihr Geschäft ausbaufähig ist. So stellte sie neben die
Saftkisten auch Spargel, Erdbeeren und Kirschen. Nach und nach wuchs das
Sortiment. Im vergangenen Sommer zog Rennpferd aus der Garage in einen
Seitenteil ihres Hofes. Die Garage dient nun als Lagerraum für Pferdefutter.
Auch das wird in Schenkenhorst nachgefragt. „Hier gibt es mehr Pferde als
Einwohner“, sagt Christina Rennpferd. Auch Meerschwein-, Hunde- und
Katzenfutter bietet sie an. Seit wenigen Wochen hat sie sogar einen kleinen
Ofen, darin bäckt sie Brötchen auf. „Wenn die Leute danach fragen, versuche ich
ihnen alles zu besorgen“, sagt Rennpferd. Beständig ist ihr Laden gewachsen –
selbst wenn er nur Freitag, Samstag und Sonntag offen ist.
Sie sei ständig auf der Suche nach neuen Ideen. „Man könnte
so viel aus dem Laden machen“, sagt sie. Gerne würde Rennpferd Kaffee und
Kuchen anbieten, dann bräuchte sie aber auch zwei Toiletten für die Gäste. Die
Umbaumaßnahme ist ihr noch zu teuer. Zuerst will sie den Hühnerstall ausbauen.
Die Nachfrage nach Eiern sei groß.
Da nickt auch die 87-jährige Charlotte Klein aus
Schenkenhorst. „Wir sind alle glücklich, dass Familie Rennpferd ihren Laden
eröffnet hat“, sagt die Rentnerin. Die Eier seien prima, bestätigt sie. Und
nächste Woche komme sie garantiert wieder, sagt Frau Klein.