Quelle: Märkische
Allgemeine, Potsdamer Stadtkurier, 14.10.2006
HEINZ HELWIG
SCHENKENHORST „Na endlich“, sagen die Kleingärtner rund um
Schenkenhorst, aber auch aus der weiteren Umgebung, die mit ihren Äpfeln und
Birnen auf dem Hof von Christina Rennpferd in der Dorfstraße 10 stehen. Noch
bis vor kurzem mussten die Gartenfreunde ihr überschüssiges Obst auf den
Kompost oder in entlegenere Lohnmostereien bis nach Hohenseefeld bei Jüterbog
bringen, seit Heidi Wilke vor drei Jahren ihre traditionsreiche Annahmestelle
in der Stahnsdorfer Tulpenstraße aus Altersgründen schloss. Nun hat Christina
Rennpferd ihre „Saftoase Schenkenhorst“ eröffnet. „Früher bin ich selbst mit
meinem Obst zu den Wilkes gefahren“, berichtet die Großbeerenerin, die erst im
August dieses Jahres mit ihrem Ehemann Uwe und der Tochter Lisa ihr neuerbautes
Eigenheim in Schenkenhorst bezog. In Spitzenzeiten habe die Stahnsdorfer
Lohnmosterei bis zu 4000 Kunden gehabt, wird erzählt. Manchmal mussten einige
von ihnen bis zu drei Stunden auf ihren frisch gepressten Saft warten, so groß
sei der Andrang gewesen. Davon ist Christina Rennpferd in der kurzen Zeit ihrer
„Saftoase“ zwar noch weit entfernt. Aber ein Kundenstamm von immerhin fünfzehn
Kleingärtnern und etliche Neugierige, die bislang noch eher zufällig von dem
neuen Geschäft in der Dorfstraße erfuhren, sind schon ein hoffnungsvoller
Anfang.
„Auch als die Stahnsdorfer Annahmestelle längst aufgelöst
war, hielt die Nachfrage der Kleingärtner unvermindert an. Die Leute aus der
Lohnmosterei in Hohenseefeld suchten fieberhaft einen Nachfolger für die
Wilkes. Aber niemand wollte es übernehmen“, erinnert sich die gelernte
Verkäuferin. Christina Rennpferd wollte. Heidi Wilke gab ihr schließlich die
Adresse in Hohenseefeld. Schon zu Beginn dieses Jahres kamen Vertreter von dort
nach Schenkenhorst, um zu sehen, ob die neue Geschäftspartnerin auch über die
notwendigen Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit verfügt. Nachdem sich die
künftige Händlerin im Juni den Produktionsablauf in Hohenseefeld angesehen
hatte, konnte es losgehen: Anfang August rollten die ersten Säfte auf den Hof.
Nur ein paar Wochen später nahm Christina Rennpferd die ersten Äpfel und Birnen
für die Vermostung entgegen.
Einmal in der Woche werden die großen hölzernen Obstpaletten
von der Werder-Frucht-Lohnmosterei nach Hohenseefeld geholt. In Spitzenzeiten
verließen sogar schon bis zu fünf Großkisten den Hof in Schenkenhorst. Im
Austausch dafür bringen die Kraftfahrer jedes Mal jene Säfte oder Obstweine
mit, die Christina Rennpferd zuvor am Wochenbeginn bestellt hat. Nach einem
festgelegten Schlüssel erhalten die Obstzüchter zum Beispiel für 30 Kilogramm
Äpfel 26 Flaschen Saft in der 0,7-Liter-Abfüllung oder aber 18 Flaschen im
Litermaß, alles zu herabgesetzten Preisen. Wer sein Deputat nicht sofort
verbrauchen kann, bekommt es für die nächsten Einkäufe gutgeschrieben. Aber
auch ohne Obstabgabe können Kunden in der „Saftoase Schenkenhorst“
Frischgepresstes bekommen. Sie müssen dann allerdings den vollen Preis für die
Getränke zahlen.
Aus Schenkenhorst und Umgebung, aus Großbeeren, Zossen, aus
Glienick und natürlich auch aus Berlin, ja sogar aus dem Raum Werder, in dem
ebenfalls eine Lohnmosterei arbeitet, zieht es bereits die Interessenten nach
Schenkenhorst. Da die vormaligen Garagen beheizbar sind, kann Christina
Rennpferd ihre „Saftoase“ auch im Winterhalbjahr öffnen, selbst wenn niemand
mehr Gartenäpfel zum Mosten vorbeibringt. „Ich fand es schon immer interessant
und spannend, mit anderen Menschen zu arbeiten und ständig neue Leute zu
treffen“, sagt die Schenkenhorsterin von sich selbst.
Im nächsten Jahr will sie zusätzlich auch Pflaumen,
Pfirsiche, Kirschen und Johannisbeeren in ihr Sortiment aufnehmen. Inwieweit
Christina Rennpferd später selbst mit eigener Mosttechnik die Tradition von
Heidi Wilke aus Stahnsdorf fortsetzen kann, wird der Erfolg in der nächsten
Zeit zeigen.
„Saftoase Schenkenhorst“, Christina Rennpferd, Dorfstraße 10,
Tel. 0172/8 76 68 68, Öffnungszeiten: Freitag, 16 bis 19 Uhr, sowie Samstag, 10
bis 17 Uhr, und nach individueller Vereinbarung.